Hier findet Ihr den Bericht vom Bürgerverein Freising als Download:
Freising – „Ja, wir bohren sehr dicke Bretter – aber unser Bohrer ist nicht stumpf geworden, sondern nur noch schärfer“: So beschrieb Reinhard Kendlbacher vom Bürgerverein Freising (BV) die jahrelangen Mühen der Flughafen-Kritiker. Am Montag stellte der Verein nun die lange erwarteten Ergebnisse der Messungen von ultrafeinen Partikeln (UFP) in der Umgebung des Flughafens München vor. Gemessen wurde nicht nur vom BV, sondern auch von der Universität Bayreuth (Messdauer: drei Jahre), während das Helmholtz-Institut dem BV als Kooperationspartner zur Seite stand. „Für unseren Verein“, betonte Vereinsvorsitzender Wolfgang Herrmann, „sind diese Ergebnisse ein Meilenstein.“
Dieser Tag war von vielen Bürgern des Landkreises Freising sehnlichst erwartet worden. Der Grund: Mit der Vorstellung der UFP-Messdaten, an sechs Standorten im Landkreis acht Monate lang ermittelt, liegt nun das Ergebnis vor: „Ja, der Wind, der vom Flughafen kommt, ist belastet“, so Oswald Rottmann vom BV. Um die ermittelten Daten richtig einordnen zu können, benannte der Verein zuerst einmal jene UFP-Grenze, die von der WHO erst kürzlich abgesenkt und als Empfehlung genannt wird – 10 000 Partikel pro Kubikzentimeter als höchste Belastung.
Einklagbare Grenze wie bei Lärm gibt’s bei Ultrafeinstaub nicht
Aber: Eine verpflichtende und damit auch einklagbare Grenze wie bei Lärm gibt es nicht. Ein weiteres Problem: Welche gesundheitlichen Auswirkungen hohe UFP-Belastungen auf Menschen langfristig haben könnten, ist nicht ausreichend untersucht. Allerdings stehe laut Kathrin Wolf vom Helmholtz-Institut fest: „UFP lagern sich in der Nasenhöhle ab und können über den Geruchsnerv ins Gehirn gelangen, zudem aktivieren in der Lunge abgelagerte Partikel das Immunsystem.“
„Das sind schon deutliche Aussagen“, sagte Rottmann, der die Zahlen vorlegte. Das Ergebnis: Bläst der Wind vom Flughafen nach Achering wurden (im Mittelwert) 21 249 Partikel pro Kubikzentimeter gemessen, in Attaching 14 410 Partikel – ähnlich wie in Eitting mit 14 942.
Die Zahlen wurden während der Corona-Zeit ermittelt
In Freising wurden 10 241 Partikel pro Kubikzentimeter festgestellt, in Hallbergmoos 13 924 und in Massenhausen 15 980. Inkludiert bei diesen Werten, darauf verwies der Verein, sei immer die sogenannte Grundbelastung – wie etwa durch Verkehr. Die Zahlen wurden während der Corona-Zeit ermittelt – also in einer Zeit, in der deutliche weniger Flugbewegungen stattgefunden haben. Die Frage eines Zuhörers, ob die Messwerte dann nicht einfach hochgerechnet werden könnten, winkte Kendlbacher ab. „Das wird zu unscharf.“
Angeschaut wurde außerdem auch, wie häufig die Tagesmittelwerte in den jeweiligen Gemeinden überschritten wurden, sofern die WHO-Empfehlung als Richtschnur verwendet wird: In Achering wurden 53 Prozent der Tagesmittelwerte im Mess-Zeitraum überschritten, in Eitting 49 Prozent, in Hallbergmoos und Massenhausen 45 Prozent. Auch hier hat die Stadt Freising die geringere Belastung: 18 Prozent. „In Achering“, so Rottmann, „ist man halt zeitweise Passivraucher“. Weil bei den Messungen nun auch das Helmholtz-Institut begleitend mit an Bord war, wurde laut Rottmann festgestellt, dass die vom Bürgerverein zuvor gemessenen Werte aufgrund der technischen Ausrüstung zu niedrig ausgefallen seien – hier wurde mit einem Faktor von 1,4 nachgebessert.
Sein Resümee: „Beim Wind vom Flughafen steigen die UFP-Konzentrationen beträchtlich. Die Zahl der Flugbewegungen und der Betriebszeiten sind die wesentlichen Faktoren der UFP-Belastung.“
Bürgerverein empfiehlt Fortführung der UFP-Messungen
Die Empfehlung des Vereins: Die Fortführung und Ausweitung von UFP-Messungen in der Flughafen-Umgebung sowie die Messung an den Stellen der höchsten Belastungen – direkt im Flughafen.
„Es gibt keine Diskussion, dass der Flughafen damit zu tun hat“, erklärte Landrat Helmut Petz, das sei „safe“. Eine gesetzliche Regelung zur UFP-Höchstgrenze würde seiner Meinung nach allerdings noch dauern – und zwar „Jahre, wenn nicht sogar länger“, sie würde laut Petz aber „irgendwann“ kommen. „Das Irgendwann ist uns aber zu weit weg“, antwortete Kendlbacher.
Umweltreferent Drobny fordert zügiges Handeln
Auch für Umweltreferent Manfred Drobny steht nach diesen Zahlen fest: „Wir wissen jetzt genug.“ Er forderte ein zügiges Handeln, während Kendlbacher noch einen abschließenden Gruß an die FMG parat hatte: „Wer zuletzt lacht, lacht am besten.“
Um weitere Daten zu generieren, hat sich das Bayerische Umweltministerium am Montag dazu entschieden, das Forschungsprojekt der Universität Bayreuth (Messungen an zwei Standorten in Flughafennähe) weitere drei Jahre weiterlaufen zu lassen. „Ein wichtiger Schritt, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen – auch bei unterschiedlichem Umfang an Flugbewegungen“, so MdL Benno Zierer (FW) auf FT-Nachfrage.
Quelle: Bürgerverein Freising zur Vermeidung von Lärm- und Schadstoffbelastungen e. V.